Mich verfolgen zur Zeit in der Nachbarschaft grausame Geräusche.
Rasentrimmer und Motorsensen sind in vollem Einsatz.
Und sie können so viel Unheil anrichten.
Dicht gefolgt oder sogar noch übertroffen von den modernen Mährobotern, die Tag und Nacht unterwegs sind und damit der Fauna gar keine Pause mehr lassen ihren natürlichen Gewohnheiten nachzugehen und sie dabei skalpieren oder amputieren.
Das ist Fritzi – und ja, Sie dürfen gerne hinsehen.
Diesem jungen Igel wurde die Nase von einem Rasentrimmer halbiert.
Er hat überlebt, aber man kann die Schmerzen nur erahnen.
Ich habe ihn auf meinem Grundstück gefunden, er lieferte sich sozusagen selbst ein und ich war einfach nur schockiert. Wir nutzen keinesfalls Rasentrimmer – uns stören die drei Grashalme am Zaun nicht… aber die gesamte Nachbarschaft liebt aalglatte Flächen ohne ströhrende unschöne Einflüsse.

Das ganze Ausmaß wurde erst sichtbar, als ich die Dreckkruste entfernte.

Der Nasenknorpel der gesamten rechten Seite war zertrümmert und ich musste Fragmente entfernen. Ich hatte die große Hoffnung, dass sich der Rest evtl regenerieren könnte und vor allem, dass es sich NICHT entzünden würde.
Viele Wochen dauerte seine Behandlung. Er ließ alles ganz artig und lieb über sich ergehen. Er ließ mich immer machen und zuckte nie zurück.
Entzündet hatte es sich nicht, aber der restliche Nasenknorpel starb leider ab, so dass der Nasengang am Ende fast frei lag. So entstand eine offene Verbindung zum Kiefer.
Es war eine Frage der Möglichkeiten und wie es sich entwickeln würde.

Auf diesem Bild ist die Wunde schön frisch versorgt. Und er schaut so schön lebensfroh. Seinen Lebensmut hat Fritzi bei all den Tortouren nicht verloren. Ein dreiviertel Jahr war er dann schlussendlich bei uns gewesen, denn über den Winter konnte er dann mit der Nase nicht mehr in die Freiheit.
Im Mai 2018 konnte er dann endlich losziehen.
Er kam uns im Laufe des Jahres immer noch an der Futterstelle besuchen. Wir hatten ihn öfter auf unserer Wildcam, die in der Box steht und auch eines nächtens ist er mir in die Arme gelaufen.

Er schien damit klar zukommen.
Ich hoffe sehr, dass er immer noch am Leben ist und sich das alles gelohnt hat.
Jedes Jahr bete ich für meine Überwinterlinge, dass sie heil diesen Gefahren entkommen. Ich schärfe ihnen beim Abschied immer ein, sich davon fern zu halten. Aber das ist ja natürlich nur Wunschdenken. So lange die Nachbarn jedem Halm noch im Wachstum mit diesen Monsterdingern beikommen wollen, wird es immer wieder Igelleid geben.
Igel rennen nicht weg bei Gefahr – sie rollen sich nur ein. Und im Sommer wohnen sie hier:
Unter der Tanne ist dieses Igelnest. Genau die Stelle, die so gern getrimmt wird…
Bitte schaut einfach mal nach, bevor ihr diese Monsterdinger anwerft. Ihr könnt damit unendliches Leid ersparen.
Und Mähroboter bitte über Nacht pausieren…. sie halten nicht an, da sie einen Igel als Hindernis nicht erkennen. Ich möchte Euch die Bilder von Igeln, die da reingeraten sind, ersparen. Da ist die Verletzung von Fritzi nichts dagegen…